

Stationäres Dreikönigshospiz
Das am 01.03.2003 eröffnete stationäre Dreikönigshospiz Neubrandenburg verfügt über 10 freundliche Einzelzimmer mit separatem Bad, die Dreikönigskapelle, mehrere Gemeinschaftsräume, Wintergarten und Küche sowie für Angehörige und Besucher über zwei weitere Zimmer und eine Gästeetage. Zudem gehört eine weitläufige Außenanlage zum Anwesen.
Das Hospizteam ermöglicht die Betreuung schwerstkranker Menschen, deren Krankheit unheilbar und weit fortgeschritten ist, bei denen eine Krankenhausbehandlung nicht erforderlich und eine Betreuung zu Hause nicht oder nicht mehr möglich ist.
Die Pflege wird rund um die Uhr von examiniertem und qualifiziertem Pflegepersonal übernommen. Die medizinische Betreuung und individuelle Schmerztherapie wird in enger Zusammenarbeit mit den Hausärzten und mit erfahrenen Palliativmedizinern gewährleistet.
Eine Aufnahme erfolgt nur auf Wunsch des Kranken nach Befürwortung des Arztes und nach Genehmigung durch die Krankenkasse.
Grundlage für die Finanzierung des Hospizes sind der Versorgungsvertrag mit den Kranken- und Pflegekassen sowie eine festgelegte Selbstleistung, die durch das Hospiz erbracht werden muss.
Ein Eigenanteil oder eine Zuzahlung durch die Bewohner ist nicht zu entrichten.
Voraussetzungen für die Aufnahme im stationären Hospiz ist eine Erkrankung,
- die progredient verläuft und bereits weit fortgeschritten ist,
- bei der eine Heilung ausgeschlossen ist und eine palliativmedizinische/palliativpflegerische Behandlung notwendig oder vom Betroffenen gewünscht wird,
- die eine begrenzte Lebenserwartung von Tagen, Wochen oder wenigen Monaten zur Folge hat,
- bei der eine Krankenhausbehandlung im Sinne von §39a SGB V nicht erforderlich ist.
Bei folgenden Krankheitsbildern kommt eine palliativmedizinische/palliativpflegerische Behandlung in Betracht:
- fortgeschrittene Krebserkrankung
- Vollbild der Infektionskrankheit Aids
- Erkrankung des Nervensystems mit unaufhaltsam fortschreitenden Lähmungen
- Endzustand einer chronischen Nieren-, Herz-, Verdauungstrakt- oder Lungenerkrankung
Reportage von Jon-Luca Klockow
Ein Ort, über den niemand spricht
Auf einem kleinen Hügel, versteckt hinter blühenden Bäumen, steht eine weiße Villa. Hier sterben Menschen. Doch wer das Hospiz sucht, findet kein einziges Schild, das den Weg weist. Ist es der Ort, vor dem Menschen Angst haben – oder die Stille, die ihn umgibt?
Wer das Dreikönigshospiz sucht, braucht eine genaue Beschreibung. In der Stadt weist kein Schild den Weg – selbst auf dem Gelände deutet nur der Briefkasten an, wo man sich befindet. Der Weg führt einen kleinen Hügel hinauf, vorbei an blühenden Kirschbäumen; dann steht man vor einer weißen Villa. Früher Kindergarten, später Jugendclub, heute kommen Menschen zum Sterben hierher. In den Blumenkästen des modernen Anbaus blühen gelbe Primeln, dahinter liegen helle Zimmer und Flure mit blauem Teppichboden, der jedes Geräusch schluckt und eine gemütliche Atmosphäre schafft. Von grellem Krankenhauslinoleum und beißendem Desinfektionsmittelgeruch keine Spur. Ein Ort, den kaum jemand zufällig findet – vielleicht auch, weil ihn niemand zufällig finden möchte.
Im lichtdurchfluteten Wintergarten sitzt Kilian Blesse, 26 Jahre alt, rote Haare, ruhige Stimme. Der verglaste Raum öffnet den Blick in den kleinen Wald des Geländes. Viele loben diesen Raum, der Sozialarbeiter des Hospizes spricht eher vom „Aquarium“. „Vielleicht“, sagt er, „haben die Leute mehr Angst vor dem Thema als vor dem Ort.“ Die Menschen hier sind keine Patienten, sondern Bewohner, darauf legt Blesse Wert. Acht Plätze hat das Hospiz, einer davon bleibt gerade frei – es fehlt Personal. „Mehr Belegung wäre monetär besser“, sagt er, „aber die Qualität der Pflege geht vor.“ Hier stehen der Mensch und seine Würde im Mittelpunkt.
Die Würde, von der Blesse spricht, sieht bei jedem anders aus. Herr G. sitzt in der Sonne auf der Veranda vor seinem Zimmer, rote Jacke, Zigarette zwischen den Fingern. Lungenkrebs, austherapiert, das weiß der Fünfundfünfzigjährige genau. „Die Diagnose? Auf gut Deutsch: Scheiße“, sagt er und zieht an seiner Zigarette. Er lächelt. „Jetzt ist es eh egal.“ Sein Blick wandert über die Wiese. Als sein Kollege im Hospiz starb, besuchte er ihn nicht. „Ich hatte nicht den Arsch in der Hose.” Seine Vorstellung sei falsch gewesen, gibt er zu. Hier fühle er sich gut, besser als nach der letzten Chemo. Angst vor dem eigenen Tod? „Ich sterbe irgendwann. Aber ich lass mir davon nicht den Tag versauen.“
Ein Stockwerk höher sitzt Frau B. in ihrem Sessel, rosa Pulli, kurze graue Haare, Familienfotos auf dem Beistelltisch. Heute Nacht ist ihre Schwester gestorben. Sie wird nicht hinfahren. Sie will auch nicht mehr nach Hause – das musste sie aufgeben. „Jetzt bin ich hier und mir geht es gut“, sagt sie. „Aber die Schmerzen, die kommen, hat die Ärztin gesagt. Davor habe ich Angst.“ Sie schweigt kurz, dann sagt sie: „Ich möchte jetzt sterben. Ich wünsche mir, dass es gleich passiert.“ Einer anderen Pflegerin erzählt sie, dass sie im August doch gerne noch ihren 90. Geburtstag feiern würde.
Sterben ist hier nie abstrakt. Schwester Martina arbeitet seit sieben Jahren im Hospiz. Ihre erste Begegnung mit dem Tod hatte sie mit 16 als auszubildende Schwester in der Chirurgie. Bei einem Routinecheck in ihrer ersten Woche fand sie keinen Puls. Damals, sagt sie, sei alles kalt und technisch gewesen: „Zettel an den Zeh und ab in den Keller.“ Heute begleitet sie Menschen wie Frau B. oder Herrn G. persönlich, in Ruhe, mit Zeit. „Nicht alle sterben gut“, sagt Martina, manche haben Angst vor der Ungewissheit, andere nichts zu hinterlassen. Sie hilft ihnen nicht nur, sich zu waschen. Sie nimmt Ängste, hilft Endgültigkeit zu akzeptieren.
Blesse will den Tod sichtbarer machen, weniger Tabu, weniger Angst. „Wer Hoffnung klaut, ist ein Dieb“, zitiert er die Pflegedienstleiterin aus einem Video, in dem das Haus vorgestellt wird. Hoffnung ist hier etwas sehr Konkretes: ein paar Schritte gehen, ein letzter Ausflug für Herrn G. in den Affenwald, ein Besuch zu Hause. „Und wenn einer mal mehrere letzte Wünsche hat, dann ist das auch okay.”, stellt er klar. Sterben sei kein plötzliches Abschalten, sondern Begleitung bis zuletzt.
Begleiten heißt hier vor allem Zeit haben – auch für die Angehörigen. Ein Verstorbener darf in Mecklenburg-Vorpommern bis zu 36 Stunden im Zimmer bleiben, damit Angehörige sich verabschieden können. Diese Zeit bekommen sie auch. Das Team begleitet sie dann mit einer Kerze auf dem letzten Weg: vorbei an den Kirschbäumen hinaus aus der Villa – einem Ort, der für die meisten unsichtbar bleiben wird, solange sie ihn nicht suchen müssen. Vielleicht, weil es leichter ist, die Angst vor dem Sterben zu übersehen, als sie zu überwinden.
Kontakt zum stationären Dreikönigshospiz
Adresse: Lindenstraße 12, 17033 Neubrandenburg
Telefon: 0395/36311-0
Telefax: 0395/36311-139
Geschäftsführerin Beate Gogacz: 0395/36311-122
Pflegedienstleitung Simone Bohrmann: 0395/36311-133
Sozialdienst Kilian Blesse: 0395/36311-136
E-Mail: info@dreikoenigshospiz.de
Download:
Aufnahmeantrag stationäres Dreikönigshospiz und Bericht zum Antrag (PDF-Datei)
Info-Blatt Hospizdienst (PDF-Datei)
Spenden:
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IBAN: DE32 1505 0200 3010 4518 80
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Sparkasse Neubrandenburg-Demmin

